Marvel Comics Online
Marvel in Deutschland – von bsv bis Panini

Die Geschichte der Marvel Comics und deren Macher in Deutschland von 1966 bis heute

In Deutschland hat Marvel mittlerweile auch eine ganz vorzeigbare Geschichte. Nachdem in Deutschland immer mehr das Lizenzmaterial aus den USA verlegt wurde (winzige Ausnahmen in Form von französischen und englischen Marevels mal ausgenommen), hat sich die inhaltliche Marvel-Geschichte hier lediglich zeitverzögert abgespielt.
Der große Unterschied zu den USA ist natürlich, dass es nie DEN Marvel-Verlag in Deutschland gegeben hatte, sondern die Rechte an den Heften für den deutschsprachigen Raum durch zahlreiche Hände gegangen sind.

BSV / Williams Verlag ( 1966 bis 1973 )
Erwin Heimberger bsv Verkaufsschachtel
Erwin Heimberger - Geschäftsführer bsv bsv Verkaufsbox für die Hefte im Direktverkauf
Foto c by Gerhard Trebbin

Den Anfang hat der bsv (Bildschriften Verlag) in Deutschland gemacht.

Der bsv entstand aus dem "Verlag Internationale Klassiker", der am 10.12.1955 gegründet wurde (->1). Meines Wissens war das erste Comic-Produkt "Illustrierte Klassiker", welches zuvor schon im Rudl-Verlag für einige Ausgaben publiziert und dann bei bsv verlegt wurde.

1957 fand die Umfirmierung zum Bildschriften Verlag statt und der Verlag zog nach Aachen - Aachen, Brabantstr. 8 (bsv war übrigens damals nicht selbstständig, sondern gehörte zu dem englische Unternehmen Thorpe & Porter - teilweise bei wenigen Serien erkennbar an einem Logo, welches wie ein Indianer-Zeit aussieht, ein Tipi; Tipi und das Tipi-Zelt-Logo kommt von den Anfangsbuchstaben von Thorpe & Porter ("T" "P" auf Englisch). Thorpe & Porter machte den Vertrieb für Marvel ab 1959 in Großbritannien (die Hefte wurden in der Regel mit einem eigenen UK-Cover mit UK-Preis schon fertig gedruckt aus den USA geliefert).

In den Anfangstagen verlegte man bei bsv hauptsächlich Lizenzmaterial von DELL und dessen Nachfolger Gold Key.
1964 wurde Erwin Heimberger Geschäftsführer bei bsv (1. August 1964 bis 31.3.1973, bis ihm Klaus Recht als Geschäftsführer folgte. Klaus Recht wurde am 21.3.1973 zum ersten mal im bsv vorgestellt). Herr Heimberger beerbte bei seinem Antritt Herrn Peter Schreiner als Geschäftsführer bei bsv und war vorher bei Pressevertriebsgesellschaft Frankfurt und baute dort einen Direktvertrieb für Romanhefte mit seinem Freund Wolfgang Schillig auf. Bild am Sonntag, Stern, Klambt Verlag (den er neben dem bsv noch weiter in Teilzeit betreute) waren weitere Stationen (bei denen er immer Vertriebsaufgaben hatte), ehe er bei bsv angekommen war.

Der Vertrieb von bsv lief über den Direktverkauf, das heißt, die Verkaufsstellen wurden nicht über den Grossisten beliefert, sondern man leistete sich viele Mitarbeiter, die als Vertreter die einzelnen Verkaufsstellen besuchten und betreuten. Die bsv-Produkte wurden (nach Erzählung von Wolfgang Fuchs und Erwin Heimberger) mit eigenen Verkaufsständern am Verkaufsort angeboten. Die Publikationen wurden periodisch von den Vertretern ausgetauscht / aktualisiert (Rack-Jobbing).

Diese Verkaufsstrategie wurde noch bis 1973 beibehalten. Der Aufwand war sicher nicht gering bei vielen Tausend Verkaufsstellen, aber lt. Heimberger nicht unerfolgreich (Auflagen um 50.000 Ex. bei einzelnen Projekten waren möglich). Herr Heimberger konnte einige Verlage dafür gewinnen, den bsv-eigenen Vertriebskanal zu nutzen. Herr Heimberger interessierte diese Vertriebsform als Vertriebsprofi und er konnte das umsatztechnisch deutlich ausbauen (z.B. Sammelbilder Fußball wurden mit großem Erfolg über die bsv-Schiene vertrieben).

Logo Thorpe & Porter Thorpe & Porter Logo. "T" "P" Tipi-Zelt

1964 kam über die Reihe "Sheriff Klassiker" schon mal Marvel- bzw. Atlas-Material nach Deutschland (Western Titel bei Atlas waren z.B.: Ringo Kid, The Outlaw Kid, Kid Colt, Outlaw, Gunsmoke Western, The Black Rider – Rawhide Kid und Two-Gun-Kid sind vermutlich auch Atlas-Reihen).
Noch 1964 begann Herr Heimberger die Zusammenarbeit mit Herrn Wolfgang M. Biehler, den er als Comic-Spezialisten / Kenner schätzte. Es entwickelte sich eine längere, aktuell anhaltende Freundschaft.
1966 wurde Thorpe & Porter (die kurz vor der Pleite standen) und damit auch der bsv von National Periodical Publication (NPP später DC) übernommen. Das war eine spannende Zeit auch für den bsv, da eine Insolvenz auch für den bsv Konsequenzen gehabt hätte, da man bei Thorpe & Porter verschuldet war und bei einer Thorpe & Porter-Insolvenz sofort hätte zahlen müssen (was dann auch die Pleite für bsv bedeutet hätte).
Ein Problem war zu der Zeit die Begleichung der Druck-Rechnungen (wenn man kurz vor einer Insolvenz steht, ist das Geld knapp). Es wurden alle Produkte in Polen bei einer Druckerei produziert. Nachdem nicht bezahlt werden konnte, kam es zu Lieferstops seitens der Druckerei.

1966 kamen dann endlich die Marvel Comics in Form der HIT Comics zur Veröffentlichung. Vom Konzept her gab es erst einmal EINE Comic-Reihe, eben die HIT-Comics, für die man sich beim US-Material relativ frei bedient hatte und von Heft zu Heft Geschichten aus unterschiedlichen Serien und unterschiedlicher Aktualität präsentiert hatte.

1967 wurde Williams Verlag Deutschland gegründet. Ursprünglich, um MAD über den Grosso an die Kioske zu bringen und dafür das Rack-Jobbing des bsv nicht zu benutzen. Cinema X war ein weiteres Projekt, welches über die Williams Verlag-Schiene vertrieben wurde. Das war eine Lizenzproduktion aus England, die von "MAD"-Herbert Feuerstein mit erstellt / übersetzt und über Werbeagentur Baluch produziert wurden. Feuerstein folgte Wolfgang M. Biehler bei MAD zum Dezember 1971. Biehler, der nach eigener Aussage MAD nach Deutschland brachte, indem er Herrn Heimberger von der Zeitschrift überzeugte und die ersten Ausgaben betreute, verließ bsv, als nach seiner Aussage, seinen Honorar-Wünschen nicht entsprochen wurde.

HIT Comics 1 Hit Comics ASpinne 254 HIP Comics Spinneman HIP Comics Spinneman 66 De4Vrrdedigers De 4 Verdedigers 66
HIT Comics 1 HIT Comics 254 Spinne HIT Comics 65 HIP Comics Spinneman 66 HIP Comics De 4 Verdedigers 65 HIP Comics De 4 Verdedigers 66

Waren es anfangs bei den HIT Comics nur die Spinne und die Fantastischen Vier, kamen nach und nach verschiedenste Marvel-Helden in Form eines eigenen Heftes zum Einsatz. Man versuchte aber, dass die Zugpferde Spinne und FV etwa die Hälfte des veröffentlichten Materials ausmachten.

Die ersten Hefte enthielten eine Superhelden-Geschichte und eine Füllstory (Horror oder Western). Später wurden als Zweitgeschichten ebenfalls Superhelden-Geschichten verwendet, die aber auf mehrere Hefte als Fortsetzungsgeschichten verteilt wurden.
Ab Januar 1968 erschienen die HIT Comics wöchentlich und ab August 1968 hatten die Hefte 52 Seiten, die für zwei komplette Superhelden-Geschichten Platz geboten haben + eine Füllstory.

Interessant ist, dass der bsv in einem internationalen Druckverbund engagiert war, in dem die HIT Comics fast identisch z. B mit den holländischen HIP Comics produziert wurden. Der Grund war natürlich eine Kostenersparnis bei der Produktion der Hefte.
Das Sparen funktioniert auf dieser Basis:
Im Verbund hat man das gleiche Papier und Format (man spart an der Logistik und wenn von einer Papiersorte eine größere Menge gekauft wird, bekommt man bessere Preise), man spart Zeit beim Einrichten an der Druckmaschine (Druckplatte einspannen, Farbe einstellen usw). Das Falzen, Schneiden, Binden und Verpacken geht in einem Rutsch, da die Umfänge und Formate identisch sind. In der Summe spart man ordentlich Zeit und Aufwand und somit Geld. Mit dem Austausch der Druckplatten für die schwarze Farbe wurden die Ausgaben nationalisiert, d.h. es wurde mit Schwarz die jeweilige Ladessprache gedruckt.

Manche seltsamen Übersetzungen werden (von W. J. Fuchs) auf die Tatsache zurückgeführt, dass die Übersetzer oft nur den Auftrag hatten, die Hauptgeschichte zu übersetzen; die Zweitstory wurde vermutlich von holländischen Typistinnen gemacht (deren Aufgabe das Setzen der holländischen und deutschen Texte war), die den Ursprungstext in das Deutsche übertragen haben.
Das waren dann die kleinen Nachteile des Druckverbundes - holländische Druckvorstufe mit Übersetzungsarbeiten.

Rückwirkend kann die Reihenfolge der Veröffentlichungen keine Beifallstürme entfachen, aber immerhin war das der Start für Marvel in Deutschland. Im Gegensatz zu Williams wurden die Geschichten i.d.R ungekürzt veröffentlicht. Die Qualität der Hefte hat allerdings durch die Schwarz/Weiß-Veröffentlichung (bis auf den farbigen Umschlag) verloren, auch der schlechte (Schreibmaschinen-)Satz der Texte in den Sprechbasen und die inhaltlich schlechte Übersetzung haben das etwas herunter gezogen. Nostalgisch betrachtet, hatte das natürlich irgendwie seinen Reiz. Auch der Schwarz-Weiß-Druck wird von einigen Fans geschätzt (die Zeichnungen würden ohne Farbe besser zur Geltung kommen).

Nach den Ausgaben der Hit Comics Nummer 1 bis 153 hat man die Serien aufgeteilt, d.h. Die Spinne, Die Fantastischen Vier, Die Rächer, Der Eiserne, Der Halk (Hulk), Devil-Man, Der Dämon, X-Menschen (X-Männer), Captain Marvel, Der Mächtige Thor haben ihre eigene Reihe erhalten. Davon länger gelaufen sind nur Die Spinne und die Fantastischen Vier, die anderen Serien wurden nach wenigen Ausgaben eingestellt bzw. die Veröffentlichung weniger, einzelner Hefte einer Serie erstreckte sich über Jahre.

Der Übergang vom Bildschriften Verlag zum Williams Verlag basierte auf "politischen" Konzernentscheidungen.
Gehörte der bsv über Thorpe & Parner seit 1966 National Periodical Publications (NPP, wurde später DC) wurde NPP durch Warner Brothers gekauft (1972, andere Quellen sprechen von 1967) (Warner gehörte wiederum Kinney National Services, Inc., was den Entertainment-Bereich 1971 in Warner Communications Inc. umbenannt hatte; später fusionierten Time Inc. und Warner Communications zu Time Warner Inc.). Alles klar?

Warner hatte mit der Übernahme von Thorpe & Parner in Europa einige Verlage erworben.
Firmen in Europa:
England: Thorpe & Porter London + Thorpe & Porter Essex + Williams Leicester + Murrays London + Brown & Watson London
Schweden: Williams Förlag AG in Proma/Sweden
Dänemark: Williams Verlag in Kopenhagen + Eka AS Transport Kopenhagen
Norwegen: Williams Oslo, Atlantic Publishing (Atlantic Forlag AS, teilweise in Norwegen und Schweden)
Finnland: Williams Helsinki
Belgien: Williams Turnout Belgien
Holland: Classics Niederland Narden Holland
Deutschland: BSV Aachen, Williams Aachen
Frankreich: Williams Paris
Italien: Williams Mailand
Spanien: Williams Madrid

Am 20.3.1971 wird bsv in Aachen geschlossen und am 8.4.1971 ist ein Umzug, den Herr Heimberger schon länger geplant hatte, nach Alsdorf abgeschlossen.
(Es gab für 1970 den Plan von Thorpe & Porter, die Verwaltung der Verlagsgruppe / des Konzerns etwas zu zentralisieren. Dazu wolte man in Holland eine zentrale EDV einrichten, die alle Daten, auch Kundendaten, verwaltet. Das war sehr stümperhaft geplant und durchgeführt und hat großen finanziellen Schaden beim bsv hinterlassen. Auch etliche Kunden sind verloren gegangen, weil durch die komplett chaotisch funktionierende EDV totale Verwirrung und letztlich Ärger entstanden ist. Diese Situation hat Herr Heimberger genutzt, um einige Forderungen an Thorpe & Porter zu stellen, als so viel Chaos produziert wurde. U.a. hat er bei der Gelegenheit eine positive Entscheidung bzgl. neuer Räumlichkeiten durchgedrückt (neben der Freiheit, eine eigene EDV einzurichten). Das war schon 1970 und es bestand kein Zusammenhang zu der Warner-Übernahme.)

1972 erfolgte ein Besuch von Mitarbeitern von Warner Brothers um den bsv zu prüfen. Ergebnis war, dass man das Rack-Jobbing-Verfahren des bsv nicht weiter fortführen wollte.
Die HIT-Auflagen bewegten sich zu dem Zeitpunkt (um 1972) bei ca. 30.000 Ex. oder 32.000 Ex. Auflagenzahlen nenne ich nur hi und da, um den wirtschaftlichen Erfolg der Marvels zu den verschiedenen Zeiträumen zu verdeutlichen. Leider ist mir aufgefallen, dass es etwa ebenso viele Auflagenzahlen wie Quellen gibt und es gibt bei Auflagen zwei entscheidende "Währungen": "Druckauflage" und "verkaufte Auflage". Um welche Art der Auflage es sich handelt ist leider oft nicht beschrieben. Ich gehe aber bei den genannten Zahlen von verkaufter Auflage aus.

Herr Erwin Heimberger bekam von Warner den Auftrag, die Möglichkeiten für bsv / Williams zu prüfen, wenn die Objekte künftig über Williams Verlag im Grosso laufen würden. Heimberger kalkulierte und kam zu enormen Mehrkosten von mehren Millionen für die Umstrukturierung. Dennoch kam die Anweisung aus den USA, den Wechsel von bsv / Rack-Jobbing zu Williams Verlag / Grosso durchzuführen. Es wurde Heimberger zugesichert, dass die zu erwartenden Kosten für die Umstellung vom Konzern getragen werden und nicht dem künftigen Williams Verlag belastet werden.
Heimberger begann mit der Umstellung und konnte den größten Teil der Mitarbeiter, die entlassen wurden (Vertriebs-Mitarbeiter, die für das Rack-Jobbing-Verfahren bis dahin nötig waren und nun durch Grosso ersetzt wurden), bei einer anderen Firma mit einer vergleichbaren Art des Vertriebs unterbringen. Die Zusammenarbeit mit der Verlagsunion wurde eingeläutet.
Bei Warner Brothers entschied man sich nun überraschend doch dafür, die bsv-Auflösungskosten dem Williams Verlag zu belasten, was Heimberger zu den Entschluss brachte, zum 31.3.1973 seine Geschäftsführertätigkeit vom bsv und Williams Verlag zu kündigen. Er unterschrieb dann kurzfristig bei Fa. Dr. Halm, Verkauf von Ferienimmobilien in der Algarve, als Hauptgeschäftsführer.

Als Nachfolger wurde Klaus Recht ausgewählt, der am 21.3.1973 mit Herrn Kravitz (Geschäftsführer Thorpe & Porter) in den Verlag kam und am 28.3.1973 seinen ersten offiziellen Arbeitstag hatte.

Warum man sich entschlossen hat, bsv zu schließen und in den Williams Verlag übergehen zu lassen, kann ich nur vermuten. Warner erschien das Konzept mit dem bsv-Vertrieb vermutlich nicht entwicklungsfähig und nachdem man mit Williams Verlag schon eine Firma hatte, die über den Großhandel / Grosso vertrieben hatte, war es wohl einfacher, bsv in den Williams Verlag einzugliedern, als beim bsv den Vertrieb umzugestalten. Vermutlich hat sich zwischen dem bsv und dem Grosso über die Jahre hinweg eine kleine Abneigung entwickelt, die den Übergang weg vom Rack-Jobbing nicht erleichtert hätte.

Heimberger gründete später mit seiner Frau den Xenos Verlag. Er arbeitete auch da mit Wolfgang M. Biehler in der Funktion als Chefredakteur zusammen. Jahre später war sein Sohn als Geschäftsführer dort tätig.
Herr Erwin Heimberger ist lt. Wolfgang J. Fuchs ein sehr seriöser Mensch mit einer Ausstrahlung, die ein hohes Level an Korrektheit vermittelt, die er auch vorlebt.

Wolfgang M. Biehler gründete den Willms Verlag und publizierte dort weiter Comics. Hauptsächlich Comics, die mit Trickfilm-Sendungen zu tun hatten (Schweinchen Dick), eher er Condor gründete. Schon beim Willms Verlag wurde im Impressum Werbung für Marvel Comics gemacht, was zu der Vermutung geführt hatte, der Condor Verlag wäre eine Fortsetzung des Willms Verlags. Tatsächlich waren die Verlage selbstständig und der einzige Zusammenhang war, dass Herr Biehler für sie gearbeitet hatte.

1973: Klaus Recht sollte unter dem Label Warner / Williams die Publikationen neu organisieren; er war Redakteur bei Spiegel und Capital, Chefredakteur bei Manager Magazin (allerdings nur für zwei Ausgaben, nachdem es mit dem Chefredakteur Probleme gab und Recht wohl sehr dominant aufgetreten war wurde er schnell wieder gefeuert (->2), Leiter der Abteilung Planung und Entwicklung bei Gruner & Jahr; Recht hatte wohl große Pläne mit den Marvel Comics (vergleichbarer Kult wie in den USA), die sich aber nie wirklich erfüllt hatten (mit MAD hatte er aber einen so großen Erfolg, dass er finanziell keine Probleme hatte).
Michael Klieber übernahm die Vertriebsleitung (später ging er zu ehapa)

Warner Logo Marvel Williams Logo Marvel
Das Warner-Logo Gerne ver-wechselt mit dem Williams-Logo

Das Interessante an dem Druckverbund, in dem sich bsv schon seit Jahren bewegt, ist für die Sammler und Fans rückblickend, dass sich daraus Pannen und Veränderungen herauslesen lassen. Die HIT und die HIP Comics (aus den Niederlanden) sind beinahe identisch.
Beinahe...
Bei der HIT Spinne-Serie fehlt im Januar 1972 die Ausgabe zwischen der Nummer 231 und 232 (entspricht Spinnemann Classics 52 in Holland)
Ebenfalls bei der HIT Spinne fehlen Anfang/März 1973 die Nummern 244 und 245 (entspricht Spinnemann Classics 65 und 66)
Bei den Fantastischen Vier trifft es die Ausgabe zwischen Nummer 231 und 232 (Vier Verdedigers Classics 52) im Januar 72 und die "normalen" Nummern 243 und 244 (Vier Verdedigers 65 und 66, Anfang/März 1973) – normal deshalb, weil die 245 und 246 von bsv umnummeriert wurden und zu 243 und 244 wurden; es gibt also keine Nummern-Lücke.

In den März 1973 fällt auch der Ausfall von Horror 7, Nummer 8 erscheint wieder normal. Ab Horror 8 schmückt das W Williams-Logo das Cover und im Impressum steht nun Williams Verlag GmbH. Ab der Nummer 14 zeigt das Cover übrigens das Warner-Logo.

April 1973 wird der bisherige (bsv-)Vertriebsweg (Rack-Jobbing, lt. W. J. Fuchs) endgültig umgestellt; ab diesem Zeitpunkt erfolgt die Auslieferung über die Verlagsunion (und vermutlich ab Januar 1974 in den Nielsen-Gebieten im Phasenvertrieb). Von Stefan Schlüter und Gernot Zipperling gibt es einen Artikel (hier der Link) der den terminlichen Übergang der Hefte von bsv zu Williams analysiert. Fazit ist, dass bzgl. Marvel der Übergang letztlich ohne zeitliche Unterbrechung stattgefunden hat. (Ende 1973 sollten die letzten bsv-Marvels an den Kiosk gekommen sein und Januar 1974 begann es mit Williams, zumindest in Norddeutschland, durch den dann eingeführten Phasenvertrieb kamen die Hefte z.B. in Süddeutschland etwas später an.)

Williams Verlag / Klaus Recht ( 1974 bis 1979 )

Ankündigungs Poster Williams Die Neuen sind da Poster
Ankündigungsposter der neuen Marvel-Serien nach der Vorlage FOOM-Poster Ankündigungsposter für die neuen Serien Eiserner, Dr. Strange, Planet der Affen

Die Veröffentlichungen beim Williams Verlag fanden bei den Fans ein sehr positives Feedback. Hatte man sich doch bemüht, die Serien möglichst original (Reihenfolge und Inhalt) ins Deutsche zu übertragen, auch wenn man oft erklären musste, warum dieser oder jener Charakter nun viel "schlechter" gezeichnet wäre, als bei den Hit Comics. Das lag natürlich daran, dass die letzten Hit Comics recht aktuell waren und die ersten Williams-Veröffentlichungen mit den "schlechter" gezeichneten US-Ursprungsausgaben begonnen hatten.

Die Williams-Redaktion war bei der Präsentation der Marvels sehr nah an der Stan Lee-Idee, den Leser zum Insider zu machen und ihn mit Leserbriefen, der direkten Ansprache (hallo Fans!) und den Zusatzinformationen eng an das Produkt zu binden. Ich hatte damals den Eindruck, dass von der (armen) Redaktion ALLE Leserbriefe beantwortet wurden.

Im Januar 1974 ging es mit den Marvels im Williams Verlag also los. Die Verlagsunion hat die Hefte im Phasenvertrieb unter das Volk gebracht. Die Hefte wurden in einige Gebiete (Norden Deutschlands) an die Verkaufsstellen (Kioske z.B.) verschickt, die Remittenden wieder eingesammelt und (zumindest theoretisch) an die nächsten Gebiete (nach Süden sich weiter durch arbeitend) verschickt. So kam es vor, dass manche Hefte erst nach 6 Monaten am Kiosk gelandet sind, was die Aktualität bei den Leserbriefen und Kleinanzeigen stark beeinträchtigt hatte. Vorteil des Phasenvertriebs ist theoretisch, dass man mit einer geringeren Auflage trotzdem viele Verkaufsstellen bestücken kann.
Man vermutet übrigens, dass das auch beim bsv mit dem Rack-Jobbing schon so praktiziert wurde (eine Theorie, die verschiedene Comic-Spezialisten im "Comic Guide Net"; http://www.comicguide.net; erörtert haben. Anlass war, das man beim bsv gleiche Ausgaben in verschiedenen Formaten gefunden hat, was zur Vermutung geführt hat, die Ursprungshefte wurden geringfügig am Rand beschnitten, um sie wieder "neu" erscheinen zu lassen (keine abgestoßenen Ecken, keine kleinen Risse am Rand) und dann wieder an die nächste Verkaufsstelle zu liefern. Nur eine Theorie und nur so am Rande.

1974: Eine Broschüre und ein Werbeposter (Auflage 4 Millionen) kündigt die neuen Marvel Comics an. Auch distanzierte sich Klaus Recht sehr deutlich vom bsv und kündigte bessere Zeiten unter dem Williams Verlag an. Die Auflagen der Hefte sollen zwischen 10.000 und 25.000 lt. der Werbebroschüre liegen (Fuchs). Eine andere Aussage spricht bei den Start-Auflagen von 74.000 Ex. Spinne, 60.000 Ex. Fantastischen Vier, alle anderen Serien 64.000 Ex. Ich vermute, dass die zweite Aussage realistischer ist (als Druckauflage).

Verantwortlich waren für den konzeptionellen Übergang wohl die Redakteure (Hartmut Huff, "Remo" Reinhard Mordek, auch Andy Cathomas hat lt. Reinhard Mordek (Interwiew in Nuff 12) einigen Anteil an dem Marvel-Konzept bei Williams / Recht. Wie weit und ob Klaus Recht selbst Einfluß genommen hat, ist mir nicht bekannt. Dieses Team setzte sich für die marveltypischen Sachen ein, z.B. Handlettering ab der 7. Produktion, die marveltypische Übersetzung, das direkte Ansprechen der Leser / Fans.

Im Januar 1974 erscheinen Die Spinne und Die Fantastischen Vier 2x pro Monat, Das Monster von Frankenstein, Die Gruft von Graf Dracula, Der unglaubliche Hulk, Der mächtige Thor, Die ruhmreichen Rächer 1x pro Monat. Ab Januar 1976 kamen die Rächer auch 2x pro Monat bzw. kurz darauf 14tägig.

Im Oktober 1974 zieht sichWarner Communications überraschend aus den Verlagen wieder zurück, vermutlich weil die wirtschaftlichen Erwartungen nicht erfüllt wurden und Klaus Recht übernimmt die Lizenzen und den Verlag (Klaus Recht GmbH). Das Warner-Logo verschwindet mit der 10. Produktion wieder vom Titel. Vom Oktober 1974 bis Juni 1975 heißt der Verlag Klaus Recht Verlag, Hamburg, Elbchaussee 124a und Klaus Recht ist nun auch der Eigentümer. Juli 1975 bis Mai 1987 heißt der Verlag wieder Williams Verlag in Hamburg, Schwanenwik 29, aber Klaus Recht bleibt Eigentümer des Hauses.
Ab 9.3.1976 ist Richard Daniel (Dick) Kravitz (Geschäftsführer Thorpe & Porter) nicht mehr Mit-Geschäftsführer von Williams Verlag (->1). Daraus kann man schließen, dass Thorpe & Partner nun endgültig raus ist.

Ab Oktober 1975 folgen drei weitere monatliche Serien: Dr. Strange der Magier, Der Eiserne, Der Planet der Affen und im Februar 1976 kommt noch die Taschenbuchreihe Die tödlichen Hände des Kung Fu.
Der bittere Moment für die Marvelfans kommt dann September/Oktober 1976: Die Einstellung aller Serien bis auf Die Spinne, Die Fantastischen Vier und Die ruhmreichen Rächer.
1978/79 kommen noch die drei Krieg der Sterne-Ausgaben und zwei Sonderhefte zu den Kino-Filmen Die Begegnung der dritten Art und Der weiße Hai 2 (welche nicht so stark beworben wurden – vermutlich weil sie nicht im Phasenvertrieb erschienen sind und die Werbung über die normalen Hefte u.U. viel zu spät beim Leser angekommen wäre. Man wollte die Hefte zeitnah zu den Filmen am Markt haben, was mit Phasenvertrieb unmöglich gewesen wäre), ehe dann im November 1978 auch für Die Fantastischen Vier und Die ruhmreichen Rächer Schluss ist. Ein halbes Jahr später endet auch Die Spinne (Mai 1979) und die Ära Marvel bei bsv / Williams / Recht ist am Ende.
Heidi Nelson wird beim Williams Verlag Geschäftsführerin am 22.9.1977, ab 27.2.1979 als Heidi Recht, wg. Heirat mit Klaus Recht. (->1). Die Tradition, dass die Ehefrauen die Geschäftsführung übernehmen, führt Wolfgang M. Biehler später fort.

Woran der Niedergang lag ist schwer zu sagen. Sicherlich steckte in den Ausgaben von Williams / Recht mehr Arbeit und Einsatz, als in den damaligen Konkurrenz-Produkten (waren somit auch teuerer). Ob das aber beim Kunden/Leser so angekommen ist, darf bezweifelt werden. Der Verlags-Nachfolger Condor hat mit einer oft kritisierten, wesentlich weniger liebevollen Art der Veröffentlichung wesentlich größeren wirtschaftlichen Erfolg gehabt. Was nützt Qualität, was bringt einem eine möglichst originalgetreue Art der Veröffentlichung, wenn es der Leser nicht erkennt? Auch war es vielleicht ein Problem, dass verschiedene Geschichten schon in den HIT Ausgaben veröffentlicht waren. Zu viele Hefte gleichzeitig für eine Zielgruppe?
Offensichtlich waren die Marvels nicht das große Geschäft, was man sich davon versprochen hatte, wollte man doch ursprünglich Marvel einen vergleichbaren (Kult-) Stellenwert in Europa verschaffen, wie er in den USA zu finden war. Sein Geld verdiente Klaus Recht mit MAD, welches besser gelaufen war, als sich das die Beteiligten vorher vorstellen konnten. MAD war sowohl für Klaus Recht als auch für Herbert Feuerstein (Chefredakteur von MAD) der große finanzielle Treffer, der sicherlich alle Marvel- und sonstige Wunden mehr als geheilt hat.

Juni 1987 bis Juni 1989 ist der Williams Verlag in Berlin niedergelassen, Berlin, Kurfürstendamm 92, Juli 1989 bis November 1991: Delta Williams Recht Verlag, Bad Schwalbach, Breslauer Str. 17, am 3.12.1991 ist die Gesellschaft aufgelöst und laut Handelsregister erloschen.
Dezember 1989 bis Juli 1995: MAD Verlag Heidi Recht GmbH, Hamburg.

 

Condor Verlag ( ConPartVerlag GmbH, 1979 bis 1996 )

Die Ära Condor wird bis dahin zur längsten Marvel-Zeit bei einem Verlag in Deutschland und auch zur umstrittensten in Fan-Kreisen.
Als die Lizenzen für die Marvel Comics in Deutschland frei wurden, hat sich Wolfgang M. Biehler für den Condor Verlag (er hatte vorher schon Kontakt zu den Marvels bei bsv und überhaupt gute Kontakte zu den US-Marvel-Machern) die Rechte gesichert und die Serien unter Condor veröffentlicht (Klaus Recht und Marvel konnten sich nicht mehr einigen und nachdem die Gewinne mit Marvel nicht gut waren, weigerte sich Recht, die Lizenz-Forderungen von Marvel zu erfüllen). Lt. Biehler lagen die Auflagen bei Recht nur noch bei 20.000 bis 30.000 Ex., während die Spinne mit einer Vertriebs-(Druck-)Auflage von 80.000 Ex. bei Condor startete. Herr Biehler hat auch unter dem von ihm gegründeten Willms Verlag schon vorher im Impressum Marvel Comics angekündigt.
Grundsätzlich gingen die Serien bei Condor mit ca. 80.000 bis 120.000 Ex. ins Rennen.
Biehler hat bei den Marvels ein gutes Geschäft vermutet und wollte ursprünglich keine Magazine oder Alben publizieren, sondern nur die Taschenbücher. Aus Lizenzgründen musste er wohl zumindest etwas im Magazin-Format produzieren. Mit den Taschenbüchern ist Condor dann schon an den Markt gegangen, als sich Klaus Recht gerade aus den Markt zurück gezogen hatte.

Condor-Interpart wurde am 1.1.1973 gegründet (GF: Helga Biehler, Udo H. Wetterau) und Wolfgang M. Biehler begann auch gleich mit seinem (vermutlichen) Lieblingsprojekt: Clever & Smart.

Biehler war zuvor beim Willms Verlag (u.a. Schweinchen Dick) und hatte mit der Firma W.E. Hirsch & Co. in Frankfurt einen starken Vertriebspartner, der ihm den Mut gab, neue Schritte zu wagen. Der Willms Verlag wurde am 11. August 1971 gegründet. Karl-Heinz Willms aus Hamburg war zwar der Haupt-Gesellschafter/Geschäftsführer, aber Herr Biehler war sicherlich der "Macher" im Hintergrund. Vermutlich wegen Konkurs wurde der Willms Verlag am 28. Juli 1977 aufgelöst (Konkursverfahren wurde mangels Masse am 2.3.1977 eingestellt). (->3)

Condor Postkarte Condor Verlagsprogramm
Postkarte, mit welcher zumindest Klaus Strzyz Fanpost beantwortet hat Condor Verlagsprogramm von 1981/82

Condor wird bis zu diesem Zeitpunkt in Deutschland zum langfristigsten Marvel-Verleger – trotz der Kritik, die oft an den Condor-Marvels geübt wurde. Auch wenn viele Fans die Veröffentlichungspolitik nie verstanden haben, ist das Programm am Markt recht erfolgreich gewesen. Das Verteilen der verschiedenen Serien auf unterschiedliche Formate (Alben, Hefte, Taschenbücher bei der Spinne) hat nicht zu einer Übersichtlichkeit und Nachvollziehbarkeit der geschichtlichen Abläufe gesorgt. Aber auch die Taschenbücher, die oft von Lesern und Übersetzern kritisiert wurden (kein Platz für eine vernünftige Übersetzung) boten doch ein wunderbares Preis-Leistungsverhältnis.
Auch muss man klar sagen, dass während der Condor-Marvels enorm viele redaktionelle Beiträge in den Marvels veröffentlicht wurden, was durchaus den Eindruck verstärkt, dass man ein klares Konzept hatte.
Durch die Kritik an den Condor-Publikationen gab es Rechtsstreitigkeiten, die z.B. auch der Comixene damals große finanzielle Schwierigkeiten gebracht hatte (und wohl das Aus für die damaligen Herausgeber). Mit EPIC hatte Condor sogar einen mutigen Schritt gezeigt, etwas anspruchsvollere Comics vom Marvel zu publizieren. Aber auch da gab es Ärger mit dem Volksverlag, der recht harte Kritik an den Ausgaben äußerte, sicherlich auch als Angst um das eigene Produkt Schwermetall, was dann auch zu (teueren) Rechtsstreitigkeiten führte.
EPIC hat sich beinahe getragen und nur wenig Miese gemacht (Biehler hätte es gerne weiter gemacht, da es qualitativ gut war) aber die Lizenzen waren zu kompliziert, da die Künstler/Kreativen ihre Arbeiten in Europa selber vermarktet hatten und Marvel keine Lizenzen weiter geben konnte (das war einer der ersten Fälle bei Marvel, dass die Zeichner ihre Rechte nicht komplett abgetreten hatten, wie das sonst üblich war).

Hajo F. Breuer, der in Fankreisen schon vorher bekannt war, folgte Hans-Jörg Fritsch als Chefredakteur/Koordinator/Hauptübersetzer bei den Condor-Marvels bis Anfang 1983. Er bekam noch die Unterlagen von Herrn Biehler zugeschickt

Dr. Klaus Strzyz beerbte dann Hajo F. Breuer, die beiden kannten sich aus der Fanszene,1983 bis 1990 bei Condor als hauptamtlicher Übersetzer. Geholfen haben ihm in seiner Condor-Zeit (weil es manchmal doch recht viel Arbeit war) Eckart Sackmann, Ulrich Böttcher, Heipe Weiss, auch Robert Mann (der normalerweise für das Korrektorat zuständig war).

Die Redaktion stellte zu dem Zeitpunkt Robert Wantke dar (Zusammenstellung der Hefte) (einziger Festangestellte). Er arbeitete auch bei Willms Verlag für Herrn Biehler.

Ende der achtziger Jahre übernahm Michael Nagula die Redaktion und Übersetzung ab ca. Juli 89 bis Ende 1996 (dem Ende der Marvels bei Condor), nachdem er Frühjahr 1986 Klaus Stryzy trifft und mit ersten Arbeiten für Condor/Stryzy einsteigt. Nagula hat versucht die Qualität zu verbessern, konnte sich aber nicht wirklich durchsetzen.
Der Chef war immer Wolfgang M. Biehler, kaufmännisch und offenbar auch inhaltlich / konzeptionell. Er war zwar Comic-Fan (wer hätte sich sonst etwas wie Clever & Smart geleistet, obwohl es lange nicht wirtschaftlich war), ist aber langfristig bis auf wenige Ausnahmen der kaufmännisch orientierte Geschäftsmann gewesen. So war es ihm bewusst, dass bei Taschenbüchern weniger Platz für Texte besteht, aber durch das gute Preis-Leistungsverhältnis war ihm klar, dass es das bessere Geschäft darstellen wird. Lt. seiner Einschätzung boten die Taschenbücher auch eine bessere Gelegenheit, in das Marvel-Universum einzutauchen, da mehrere Ausgaben im Taschenbuch das komplexe Marvel-Universum leicher darstellbar machen. Auch die Cover der Sonderhefte, welche mit verschiedensten Superhelden befüllt wurden, waren Absicht (besser für den Verkauf).
Inhaltlicher Vorteil der TB: man konnte im Zusammenhang mehrere Hefte lesen, was für das Verständnis der Geschichten gut war.

Das "Sie" in den Heften war Wunsch von Herrn Biehler und auch die Zusammenstellung der Hefte und das teilweise Entschärfen der Texte – seine Meinung, seine Verantwortung. Auch die Tatsache, dass wenig älteres, unveröffentlichtes Marvel-Material verlegt wurde, lag am Willen von Herrn Biehler. Er wollte möglichst aktuell sein und bevorzugte darum neues Material. Handlettering war auch nicht gewünscht – es war ein Maschinensatz, der aussieht wie Handlettering. Bei EPIC hatte man damit angefangen und dann auf alle Produktionen ausgeweitet.

Helga Biehler wurde von Mitarbeitern immer als "unsichtbar" bezeichnet. Wolfgang M. Biehler hat ihr alle Rechte an den Verlagen übertragen (darum erscheint sie als Geschäftsführung, während W. Biehler eigentlich keine offizielle Funktion mehr hatte, obwohl er der entscheidende Mann war). Das an-Ehefrauen-die-Geschäftsführung-übertragen hatte vermutlich steuerliche / sicherlich finanzielle Gründe.

Eine "richtige" feste Redaktion gab es wohl nie. Ein Cover-Zeichner mit Namen Scholz wurde auch noch erwähnt, aber in der Summe bestand die Redaktion aus vielen freien Übersetzern.

Grundsätzlich hatten die Veröffentlichungen bei Condor auch das Problem, in einer Zeit zu passieren, in der viele Comic-Fans nach Frankreich schauten und die Comic-Kunst in den US-Magazinen und somit auch bei Marvel nicht finden konnten und wollten, zumal die Art der Marvel-Publikationen grundsätzlich recht unterschiedlich zu den europäischen Comics war.

Nach vielen Jahren kam auch bei Condor das Ende der Marvels. Lt. Biehler war es nicht mehr wirtschaftlich, wobei er behauptet, die Auflagen unter 120.000 Ex wären nicht mehr interessant gewesen. Max Müller (damals noch Dino) meinte, dass die Auflagen von Dino (Druck: 100.000 Ex. Verkauf: 50.000 Ex.) deutlich interessanter für die Lizenzpartner waren, als die 15.000 Ex verkaufte Auflage Spinne-Magazin von Condor.
Welche Angaben bzgl. Auflagen richtig sind – schwer zu sagen.

 

Andere Marvel Verlage im Laufe der Zeit

Norbert Hethke Verlag (1976 bis 1986; Sprechblase, Alben) (viel Conan-Material)

Splitter Verlag (1984 bis 1991)

Ehapa Verlag (1980 bis 1985)

Bastei (1989 bis 1994; gegründet 1949 in Köln, der Name wurde festgelegt von damaliger Besitzerin Ilse Tormin inspiriert von der Kölner Bastei – Überrest einer preußischen Hafenbefestigung Kölns. Das Logo zeigt die Zinnen) (Licht und Schatten und einige mehr)

Rainer Feest
Rainer Feest

Reiner Feest (1991)

Feest USA (gehörte dann zu ehapa) (1991 bis 1994)

Marvel UK 1994 bis 1995

Modern Graphics (1996)

Dino Verlag 1994 bis 2001

Verleger: Dino Verlags GmbH (Oktober 1998-September 1999)

Dino Entertainment AG (Oktober 1999 bis Dezember 2002)

Seit 2003 gehören die Dino-Sachen zu Panini Verlags GmbH

Bei Dino liefen hauptsächlich die DC-Lizenzen. Marvel war durch die DC gegen Marvel-Reihen präsent.

 

Panini / Marvel Deutschland (ab 1996/97)

Panini hatte unter Marvel Deutschland begonnen, zur "New Spider Man"-Zeichentrickserie eine Begleitserie "Spider-Man zur TV-Serie" zu veröffentlichen.

Nachdem Condor die Lizenzen verloren, bzw. lt Biehler kein Interesse mehr hatte, griff Panini zu und begann mit der Veröffentlichung der Serien in der Aufmachung vergleichbar mit Dino, die schon "DC gegen Marvel" verlegt hatten.

Panini wurde bekannt durch die Sammel-/Klebebildchen (Sticker) und ist durch die Übernahme von Marvel "in Kontakt" zu den Marvel Comics gekommen. Wer nun den Impuls gegeben hatte, Marvels in Deutschland unter der Regie von Panini zu verlegen, ist mir nicht bekannt. Mit ein Grund dürfte sein, dass es kostensparende Synergien ergeben sollte, Marvel Comics europaweit zu verlegen und Panini verfügt nun über ein recht großes Vertriebsnetz (man denke nur an die Klebebildchen, wie gesagt).

Stan Lee und Thor
Stan Lee mit Thor-Abbildung - nun funktioniert die Film-Produktion besser als je zuvor.

Tatsächlich hat die Nähe Paninis zu Marvel dazu geführt, dass Panini nun das Portfolio erweitert hatte und nun europaweit Marvel veröffentlicht und lt. Aussage von Panini sogar alle Lizenzrechte für Europa von Marvel bei Panini liegen und dort veraltete werden. D.h. wenn jemand in Europa Marvel verlegen möchte, führt kein Weg an Panini vorbei. Das ist natürlich keine einfache Sache, da Panini, wenn sie das Gefühl haben, der Markt verträgt noch neue Serien, diese lieber selber verlegen. Das ist auch der Grund, warum die Serien fast nur noch bei Panini laufen und nicht wie in den Jahren vorher in verschiedensten Verlagen.

Die aktuellen Produkte findet man recht übersichtlich unter www.paninicomics.de.
Lt. Aussagen von Panini sind die Zeiten für Marvel Comics ganz gut und wirtschaftlich erfolgreich. Das lässt hoffen, dass das Marvel-Zeitalter in Deutschland noch viele Jahre weiter geht.
Die Auflagen liegen zwar mittlerweile nicht mehr in den Bereichen, die einen Wolfgang M. Biehler begeistern würden, aber durch gute Planung lässt sich auch so Geld verdienen.

 

 

 

(1) Handelsregisterauszug Williams Verlag
(2) "30 Jahre manager magazin" von Wolfgang Hirn
(3) Handelsregisterauszug Willms Verlag

 

Fortsetzung Folgt
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